Stadt analysiert Probleme – Eigeninitiative der Bürger gefragt

Grafik Starkregenindex

Grafik Starkregenindex

Erläuterungen zum Starkregenindex

Erläuterungen zum Starkregenindex

(29.6.2021, dmg) Nach den Unwettern vom 4. und 20. Juni hat die Stadt angekündigt, das Thema Starkregen und seine Folgen mit noch mehr Nachdruck unter die Lupe zu nehmen. Nachdem es in einzelnen Hennefer Ortslagen einen extremen Starkregen gegeben hat, der statistisch seltener als einmal in 100 Jahren vorkommt, ist klar: Die Folgen des Klimawandels sind in Hennef angekommen. „Diese Statistik darf uns nicht in Sicherheit wiegen,“ so Dr. Volker Erbe, Technischer Geschäftsführer der Stadtbetriebe Hennef AöR. „Aus meiner beruflichen Erfahrung weiß ich, dass solche Ereignisse auch zweimal innerhalb einer Woche passieren können.“ Weiter erklärte er: „Auf dem 12 Stufen umfassenden Starkregenindex hat es kleinräumige Niederschlagszellen der Kategorie 8 bis 10, also extremen Starkregen, gegeben. Die Kanalisation ist üblicherweise, entsprechend der Vorschriften, maximal für Kategorie 5 gebaut.“

Eigeninitiative der Bürger gefragt

Dr. Erbe hebt die besondere Bedeutung der Eigensicherung durch die Bürger*innen hervor: „Angesichts solcher Starkregen wird wieder einmal klar, dass sich Anwohner*innen und Eigentümer*innen auch um die Sicherheit ihrer Gebäude kümmern müssen. Stichwort: Eigensicherung. Wir werden die Eigentümer*innen hier mit Informationsmaterial unterstützen, wie wir dies auch in der Vergangenheit schon getan haben.“
Nach dem Ereignis in Stoßdorf 2013 hat die Stadt bereits Infobroschüren zum Thema Eigensicherung erstellt und verteilt. Die immer noch aktuellen Infomaterialien finden sich unter https://www.hennef.de/starkregen

Starkregen-Gefahrenkarte kommt

Bürgermeister Mario Dahm sieht die Stadt auch in der Pflicht, ihre jahrzehntealten Planungen in einzelnen Gebieten zu überdenken: „Ebenso wichtig ist, dass die Stadt noch einmal gewissenhaft alle Stellen untersucht, die in einzelnen Baugebieten zu besonderen Problemen führen könnten. Beispielhaft seien genannt: Verrohrte Bäche und die Abmessung von Abwasserkanälen. Hier hat die Stadt zusammen mit dem Wasserverband des Rhein-Sieg-Kreises in den letzten Jahren viel getan, es sei nur an die umfangreiche Ertüchtigung von Teilen des Wolfsbaches und des Flutgrabens in Geistingen erinnert.“

Dahm und Erbe freuten sich daher besonders, dass letzte Woche der Förderbescheid für die Erstellung einer Starkregen-Gefahrenkarte erteilt wurde. Der Förderantrag wurde bereits im vergangenen Jahr gestellt. Dahm: „Wir können das Projekt jetzt endlich starten. Zuerst wird gerechnet und anschließend werden Karten in Internet für alle einsehbar veröffentlicht. Wir werden das Risiko von Überflutungen analysieren und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern Handlungskonzepte erarbeiten.“ Erbe ergänzte: „Derzeit müssen noch alle Kräfte auf die Aufarbeitung der Schäden und die kurzfristig zu lösenden Schadensmeldungen, die täglich immer noch eingehen, konzentriert werden – wir hoffen aber, Anfang des kommenden Jahres erste Ergebnisse im Projekt Starkregen-Gefahrenkarte präsentieren zu können.“

Das Problem jahrzehntealter Planungen

Ergänzend führte Dahm aus: „Problematisch sind in einigen Gebieten in Hennef die teilweise jahrzehntealten Bebauungspläne, die ähnlich wie zu eng bemessene Verrohrungen zwar entsprechend der damaligen Gesetze und Regeln genehmigt wurden, aber eben ohne solche negativen Folgen zu berücksichtigen, wie wir sie heute sehen. Diese zeigen sich in Zeiten des Klimawandels deutlich. Wir werden in den kommenden Jahren alte Pläne durchgehen und gegebenenfalls überarbeiten und wo nötig auch baulich nachbessern, um große Regenwassermengen besser aufzufangen. Außerdem werden wir künftige Vorhaben kritischer begleiten. Frühere technische Planer und politische Entscheidungsträger haben auf der Basis früherer Erkenntnisse gehandelt, sie haben ihre Entscheidungen nach bestem Wissen getroffen. Aber die Zeiten haben sich geändert und die Ereignisse zeigen, dass wir diese Dinge neu überdenken müssen,“ so Dahm. 

Maßnahmen am Gebäude schneller umsetzbar

Dahm und Erbe betonten aber, dass „allen Hennefer*innen klar sein muss, dass sich eine über Jahrzehnte gewachsene Infrastruktur nicht innerhalb kurzer Zeit umbauen lässt und auch dann kein absoluter Schutz vor außergewöhnlichen Regenereignissen gewährleistet werden kann. Maßnahmen am eigenen Gebäude, zum Beispiel Rückstausicherung oder Aufkantungen an Kellerschächten, sind in jedem Fall von großer Bedeutung, werden von Versicherungen auch gefordert und lassen sich verhältnismäßig schnell realisieren.“