Integration – eines der großen Stiefkinder-Themen unserer Zeit

Die moderne Arbeitswelt ist anders als die Arbeitswelt vor 20 oder 30 Jahren.

Die Arbeitsbedingungen heute sind in der Regel um einiges besser als Anno damals, und wir erleben erheblich weniger Arbeitsunfälle. Allerdings macht der Mitarbeiter von heute die Arbeit einer Vielzahl der Mitarbeiter im Vergleich zum Ende des letzten Jahrhunderts. Die moderne Welt scheint in der Tat auf verschiedene Weise die Menschen zu kränken, sogar krank zumachen.

Die Anzahl an Menschen, die nicht mit unserer modernen Leistungsgesellschaft, High Erwartung, High Input klar kommen können, steigt jährlich. In der Sache der Integration stellt sich der  Arbeitgeber von heute nicht mehr nur die Frage, kann ich einen Mitarbeiter mit einer Behinderung einstellen, was muss ich investieren und wie viel wird subventioniert, sondern man ist konfrontiert mit Fragen wie: Was mache ich mit dem Mitarbeiter, der 10 oder 20 Jahre bei mir war, aber nicht mehr in der Lage ist zu leisten, was er vorher geleistet hat, mit dem der schwerbehindert geworden ist oder mit dem der nicht mehr mit den modernen Umgangsformen, den Erwartungen oder dem technologischen  Fortschritt zurechtkommt. Inwiefern habe ich etwas damit zu tun?

Hier befindet sich der Arbeitgeber in einer komplett neuen Situation , wo er sich für eine neue Orientierung entscheiden muss: Soll er den Arbeitnehmer gehen lassen, soll er die alt bewährte Arbeit umdisponieren, soll er die alte Arbeitsposition neu organisieren, neu definieren, wegrationieren, outsourcen oder  neu besetzen.

Integration ist keine Frage von Wirtschaftlichkeit. Integration heute definiert sich aus einer Frage von Wirtschaftlichkeit, Organisation, technischer Unterstützung, sozialer Verantwortung und HERZ.

Integration entfernt sich von der Frage, wie kann ich einen Menschen, der besondere Bedürfnisse hat, in mein Haus einladen, um mit ihm zu arbeiten, sondern definiert sich durch: Wie kann ich meine Mannschaft integriert halten trotz körperlicher, geistiger und seelischer Hürden des modernen Lebens, sowie in einem immer mehr schrumpfenden Arbeitsmarkt? Wie kann ich neue Arbeitnehmer, die andere Sprachen sprechen und die aus anderen Kulturkreisen kommen, gesund in das existierende System einbinden.

Der Inklusionsgedanke distanziert sich von sozialer Hilfestellung, von ein oder zwei Personen im Betrieb, und wird zu einer Herzensangelegenheit. Es geht um die Frage: „Wie halte ich meine „Patchwork-Familie“ wirtschaftlich agil, geistig stark und emotional stabil in einem inspirierenden Arbeitsklima?“

DLSchlenker, DLS Vollkorn-Mühlenbäckerei GmbH
Im August 2019